Jänner 2010 – Meine „salida de contexto“ und meine erste Woche allein ...

Tja ... vorbei die Wochen mit meinem eigenen Schlepptop ... nach kurzer Zeit beschloss er aufgrund von zu hoher Luftfeuchtigkeit und Alter seinen Geist nun vollkommen aufzugeben > also ich kämpfe meinen Weg wieder durch zum Team-PC ...

Der Jänner 2010 verging genauso rasant wie auch die zwei Monate davor ...

Gleich am Anfang hatte ich eine salida de contexto (Ausgang aus dem Kontext) wie unser 3 tägiger monatlicher Urlaub benannt ist. Ein beliebtes Ziel hierbei ist Sapzurro, ein kleines Palmen-Strand-und-Meer-Dörfchen an der kolumbianischen Karibikküste, schon fast an der Grenze zu Panama – 20 Minuten über einen Hügel spazieren und schon landet mensch im fremden Land, wo es ebenso einen wundertollen Strand gibt. Diese salidas de contexto sind eine absolute Notwendigkeit, denn eigentlich arbeiten wir hier 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Wir tragen immer unsere FOR-T-Shirts, auch in der Nacht, und egal welche Konversationen wir mit wem führen, wir repräsentieren immer mehr FOR als uns persönlich. So eine salida de contexto lässt uns alle einmal durchatmen, ein Bier trinken und unbesorgter Kontakte knüpfen. Im November nützte ich mein Acompaniment in der Nähe von Medellin für eine salida de contexto in Santa Elena (westlich von Medellin), und im Dezember blieb ich einfach ein Weilchen länger in Bogota als ich dort mein Meeting mit dem Botschafter hatte. Sapzurro war auf alle Fälle sicherlich meine aufregendste salida, und ich habe alles, angefangen vom Motorbootwellenritt, bis zu den leckeren Fischspeisen bis auf meine Haarspitzen genossen!

Als ich wieder zurückkam, ging Rachel (im Jänner meine einzige Teamkollegin) mit zwei Freunden von ihr für eine Woche auf Urlaub nach Sta. Martha > meine erste Woche alleine in La Union!

Anfangs war ich wohl etwas verunsichert, denn schließ- und endlich verbringt mensch hier in La Union doch den Großteil seiner Zeit mit seinen Teamkollegen, aber echt ... ich hatte dann echt eine tolle Woche! Jeder einzelne La Union-Bewohner kümmerte sich ganz führsorglich um mich! Sie brachten mir Essen, luden mich zum Kochen ein, oder kamen einfach auf ein Quatscherl vorbei. In dieser Woche lernte ich sowohl Bohnen als auch bollo (gemahlener Mais und Bananen vermischt und in einem Bananenblatt zu einer festen Masse gekocht > echt lecker!) zuzubereiten. Wilson (ein Mitglied vom consejo, bzw. Gemeinderat, welcher in 2008 auf einer einmonatigen „Sprachtour“ auch Österreich besuchte) lud mich sogar einmal zu einem kleinen Tagesausflug zu der Rinderzucht der Friedensgemeinde ein. Toll was sie aus dem Preisgeld des Pfeffer Peace Prices, welcher ihnen in 1998 von FOR-USA überreicht wurde, gemacht haben! Damals kauften sie, von diesem für sie an Symbolik reichem Geld, 3 Kühe, und jetzt haben sie bereits fast 30! Nächtens schaute ich mit einigen Jugendlichen Filme aus unserer DVD Selektion zu welchen wir uns immer etwas zum versüßen zubereiteten, wie zB kuskus (hier in Kolumbien: fein gemahlener Mais mit Zucker vermischt > picksüß, aber alle lieben es heiß).

Die coyuntura (militärische Lage der Region) war in dieser Woche ziemlich ruhig, und ich kam kein einziges Mal in die Verlegenheit mich bzw. FOR einem Soldaten vorstellen zu müssen ... tja, und dann kam auch Rachel schon zurück, und meine Zeit als Einzel-FORista in La Union war vorbei und zusammen mit ganz schön viel Verstärkung aus dem Dorf machten wir uns ans große Ausmalen (siehe Fotos anbei)! War echt verdammt viel Arbeit und wir hangen mit den ganzen vor- und nachputzen sicherlich 1,5 Wochen daran.

Ende Februar war ich zu meiner ersten 15-Jahr-Geburtstagsfeier-fuer-Maedchen eingeladen. Was für ein Tamtam ... total anders zu allem was wir so als Geburtstagsfeier bezeichnen ... das Burzlerkind total als Prinzessin herausgeputzt, und mit einigen anderen Jugendlichen „Walzer“ tanzend die Party starten. Walzer habe ich unter Anführungszeichen gesetzt, denn was hier als Walzer bezeichnet wird, hat absolut nichts mit dem Walzer zu tun, für welchen wir Österreicher so bekannt sind ... irgendwie beruhigte mich das total ... denn es zeigt einfach, dass jeder a bissal an anderen Rhythmus im Blut hat, wir sind zwar keine Spezialisten wenn’s um Salsa geht, aber dafür kennen wir fast alle die Walzergrundschritte.

Generell, war der Jänner sicherlich eher ein ruhigerer Monat ... im Februar gibt es wieder jede Menge mehr zu berichten ... und ich hoffe, bald ;)

Un abrazo muy fuerte a Austria.